Unter Sternschnuppen und über Wellen einmal quer durchs Mittelmeer

 
Während der Reise wechselten wir uns in zweier Teams mit je vier Stunden Wache ab und der Alltag auf der Yacht wurde bald auch für Überstellungsneulinge zu einem gewohnten Rhythmus. Bereits am ersten Tag sahen wir in der Ferne eine Delfinschule, deren rund 15 Rückenflossen in der Sonne blitzten und einige Meeresschildkröten beim Auftauchen und Luftholen. Nur mit Vorsegel und Motor rauschen wir mit schnellen 8,7 Knoten Bootsspeed dahin und die Sonne glänzt so schön am Wasser, während der Motor sein ewig gleichklingendes Lied brummt. Eine sanfte Brise weht über das Boot und wir sitzen gemütlich unter unserem Sonnentap auf den großen Kissenfendern, während der Autopilot das Steuern für uns erledigt. Der Blick schweift rund um die Aquila, ob ein anderes Boot unseren Weg kreuzt, doch weit und breit nur das Meer, abgesehen von einem kleinen Segel am Horizont, einer anderen TP52, die wenige Stunden vor uns von Palma aufgebrochen ist - aber bereits jetzt weit hinter uns liegt...
 

Unser erster Zwischenstopp war Cagliari auf Sardinien, wo wir urtypisch Pizza essen waren und abends den Flamingos beim Flug zum Nachtplatz zusehen konnten. Die Kanister wurden wieder vollgetankt und eine Süßwasserdusche im Marinabüro was das Frische-Highlight vor der Weiterreise. In dieser Nacht war auch der alljährliche Höhepunkt des Perseiden Regens, also sahen wir bei den folgenden Nachtwachen nicht nur Millionen von Sternen, einige Planeten wie Venus und Jupiter und die Milchstraße fernab aller Lichtverschmutzung, sondern auch zahlreiche Sternschnuppen!
 
 
Containerschiffe, Kreuzfahrtschiffe, Fähren und Fischerboote kreuzten unseren Weg und das Fernglas war ein ständiger Begleiter, um rechtzeitig reagieren zu können und den Kurs zu ändern. Am Ende der Wache freuten wir uns schon auf das nur vier Stunden lange Nickerchen, dass wir im Bug neben den Gennakern oder auf einer der vier Kojen neben dem Motor, der mit 100 Db laut brummt, machen würden. Ohropax sind da eine Wohltat und trotz Restlärms versinken wir bald im Land der Träume.
 

Unzählige Weißstreifendelfine kreuzen unseren Weg, schwimmen mit der Aquila ein Stück mit und springen neugierig nebenher. Einige spielen fröhlich mit der Bugwelle und schwimmen vor dem Boot her. Vom Bugkorb aus konnten wir sie dabei gut beobachten und es schien so, als ob sie auch immer wieder zu uns hinauf sahen. 
In Messina hat auch noch Ferragosto begonnen und Italien feiert!! Mit Kanonenschüssen wurden wir aus dem Bett geschossen, wie das in einem Carbonboot hallt und es zum Beben bringt! Auch bei der Ausfahrt von der Straße von Messina, wo der Strom mit 3-4 Knoten die Geschwindigkeit des Bootes zusätzlich beschleunigte, sahen wir am Ufer zahlreiche Feuerwerke - ja die Italiener wissen wie man feiert!
 



Am Weg von Messina nach Brindisi begann die Nachtwache mit wenig Wind und wir konnten sogar am Ätna eine Lavaspur rot und glühend mit dem Fernglas wahrnehmen. Kurz darauf überholte uns ein Marineschiff, ein Helikopter flog um uns und suchte mit seinem Scheinwerfer das Wasser ab. Später erfuhren wir, dass wieder viele Flüchtlinge in dieser Nacht vor Sizilien geborgen wurden. Doch auch der Wind war in dieser Nacht sehr motiviert und bescherte uns eine 3-4 Meter hohe Welle, die sich hinter der Yacht aufbäumte und von hinten unter dem Schiff durchrauschte. Es war schon sehr beeindruckend, die Welle mit schnellen 12 Knoten hinunter zu surfen und die Aquila dabei ins Gleiten zu bringen!
 





Das Wetter wurde mit der Zeit wieder angenehmer, die Welle verschwand langsam und bei fast glatter See genossen wir seit vielen Stunden endlich wieder ein gutes Essen bei Musik an Bord. Kaum hatten wir uns von den Strapazen erholt, schaltete der Wind wieder auf "on" und blies mit 32 Knoten Höchstgeschwindigkeit über uns her. In dieser Nacht sahen wir Blitze am Horizont zucken und plötzlich waren wir einer mächtigen Windhose sehr nahe. Wir kämpften gegen Wind und Welle, während das Wasser nur so über das Deck und Cockpit spritzte, und suchten Schutz im nahe gelegenen Brindisi, wo wir einen Tag und eine Nacht lang verharrten. Mit dem Bus ging es dann auch am Abend in die Stadt, wo wir der köstlichen italienischen Küche frönten.


 












Der Überstellungstörn ging im Heimathafen Muggia, unweit von Triest zu Ende und wir stiegen mitten in einer Gewitterzelle von Bord - eine spannende, abwechslungsreiche und schöne aber auch anstrengende Reise ging zu Ende, die rund 16 Meter lange und ca. 3 Tonnen schwere Carbon-Yacht lag sicher in der Marina und eine glückliche Crew ging von Bord.








Meerflair

Das Team

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Olaf Weiß

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Doris Weiß

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