It´s teatime...

Zu Beginn stehen einige Berechnungen wie Höhe der Gezeit in einem Anschlussort, Bestimmen von Zeitfenstern um beispielsweise über Bramble Bank segeln zu können oder den Beaulieu River anzusteuern. Wichtig ist auch ein Gefühl für die Stromverhältnisse im Tagesverlauf zu bekommen, schließlich will man seine Zeit an Deck verbringen und nicht ständig über dem Gezeitenatlas sitzen.

Die ersten Meilen…

Dann endlich Motor an, Leinen los und hinaus in den Solent. Erste Devise, spielerisch das Boot kennen lernen. Die Boje wird also über Bord geworfen und mit einer vorgegebenen Manöverfolge soll man am Ende wieder bei der Boje landen!

Wir verbringen unsere erste Nacht in Cowes. Heinz kocht uns wunderbares Thai Curry mit Shrimps und so wird gut gestärkt noch bis spät abends gelernt.

Am nächsten Morgen werde ich wieder vom Rauschen des Funkgerätes geweckt, lediglich unterbrochen durch das Pfeifen des Teekessels.

Wieder rechnen wir für den aktuellen Tag die Hoch- und Niedrigwasserzeiten aus, bestimmen Zeitfenster und überlegen, wohin wir wann am besten Segeln.

Die Segel sind gesetzt und schon wird ein Mann-über-Bord-Szenario simuliert. Immer wieder werden wir diesen Fall üben, mit und ohne Maschine aber immer mit demselben Endergebnis, ohne Fahrt im Schiff und mit vorbereitetem Spinnakerfall beim Überbordgegangenem zu sein und ihn bergen zu können.

Im Tagesverlauf hat der Wind nachgelassen und wir simulieren Nebel. Nun ist also „Blind Navigation“ dran! Der Navigator sitzt bei abgedunkelten Fenstern unter Deck und navigiert ohne GPS zu einem vorgegebenen Punkt. Ein tolles Gefühl, wenn man dann tatsächlich am gewünschten Ziel ankommt. Einfach, praxisnah und funktionell – Navigation wie sie sein soll.

Jetzt noch eine „Find the Spot“ Übung. Heinz macht ein Kreuz in die Karte und möchte, dass wir dort ankern. Rein terrestrisch wird zum gewünschten Platz navigiert und abschließend mit dem GPS verglichen. Eine beliebte Übung auch bei Nacht wo es ein unbeleuchtetes Seezeichen zu finden gilt.

Lange Tage und kurze Nächte

Es ist spät geworden und wir sind Richtung Lymington unterwegs. Es ist eine wunderschöne Nachtfahrt bis zum Town Quay. Nach einer Dusche gibt es noch eine kleine Theorieeinheit – Lichterführung, Schallsignale und die Kollisionsverhütungsregeln begleiten mich ins Land der Träume.

Morgens wieder eine Mischung aus „Und täglich grüßt das Murmeltier“ und „Dinner for one“ Dieselben Weckgeräusche, dieselbe Prozedur. Obwohl, nein! Heute berechne ich die Stromverhältnisse vor dem Frühstück, um anschließend im kleinen Café gegenüber einen leckeren Cappuccino zu trinken und herrliche Eier mit Speck und einem Lachssandwich zu essen.

Unter Motor geht es wieder hinaus in den Solent und es stehen einige Ansteuerungen auf dem Plan. Nach einem kurzen Stopp in Cowes folgt die Nachtansteuerung in den River Hamble.

Das Kartoffelgulasch hat die Müdigkeit verschwinden lassen und ich sitze im Salon, eingedeckt mit Unterlagen und plane eine Passage von Cowes nach St. Peter Port. Bei einem Channel Crossing gilt es einiges zu beachten: wo verlasse ich den Solent, möchte ich bei Tag oder Nacht ankommen, wie wirkt sich der Strom in Summe während der 70 Seemeilen auf meinen Kurs aus, welche Gezeitenverhältnisse kann ich bei Ankunft erwarten, was ist mein Plan B im Falle einer gravierenden Wetteränderung oder einer eventuellen Verspätung.

Wir verlassen den Hamble bei Sonnenschein und segeln wieder Richtung Cowes. Teepause gibt´s im Beaulieu River. Man merkt es ist Samstag, es ist was los im Solent, viele Surfer und Segler sind unterwegs und nutzen das herrliche Wetter. Nachmittags dann Segeln an die Boje und fangen der Boje mittels Lassoing (der Englische Weg die Boje zu fangen).

Eine weitere Nachtansteuerung steht an. Diesmal segeln wir Richtung Portsmouth und machen in der Haslar Marina fest. Es ist einer meiner Lieblingsorte – Bar, WC und Dusche sind im gegenüber liegenden Feuerschiff „MARY MOUSE 2“ untergebracht, außerdem hat man einen tollen Blick auf den gegenüberliegenden Spinnaker Tower.

Der letzte Tag vor der Prüfung ist angebrochen. Regen und trübes Wetter begleiten uns von Portsmouth zurück Richtung Cowes. Uns begegnet die letzte kommerzielle Hovercraft Fähre der Welt die von Portsmouth nach Ryde fährt. Genial wie dieses Fahrzeug über das Wasser schwebt und auf den Strand zu seiner Haltestelle fährt.

Tolle Prüfungsbedingungen im Solent!

Nach einem entspannten Abendessen im Pub geht es etwas früher ins Bett. John Thorne, Leiter der Artemis Offshore Academy, Trainer des VOR Teams Dongfeng, und diese Woche unser Prüfer ist, steht pünktlich um 0900 vor unserem Schiff und nach dem obligaten Tee geht es gleich mit einigen Hafenmanövern los.

Die Sicht ist schlecht und auch der Wind lässt auf sich warten und so geht es erstmal Richtung Beaulieu River wo wir ankern und eine kurze Pause machen, bevor es mit diversen Ansteuerungen weiter geht.

Abends liegen wir dann in Yarmouth, Heinz kocht uns ein traumhaftes Kokos Curry mit Hühnchen und auch der Nebel ist nun dem Wind gewichen. Bei guter Brise geht es unter Segel wieder zurück. Während der Nachtansteuerung wird das Mann-über-Bord-Manöver geprüft. Ein Knicklicht an der Boje reicht und los geht´s. Das Wort „Praxisnah“ bekommt in England eine ganz andere Bedeutung. Das Manöver klappt wunderbar und jeder von uns kann die Boje mühelos wieder an Bord holen.

Nun kommt auch noch ordentlich Regen zu dem auffrischenden Wind – herrliche Bedingungen um unser Können unter Beweis zu stellen. Zum Abschluss noch einmal „Find the spot“. Die unbeleuchtete „Tidal Gauge“ auf Bramble Bank soll gefunden werden. Als auch das geschafft ist, geht es durchnässt und mit steifen Fingern wieder zurück nach Cowes.

Mit konstruktiven, sehr wertvollen Einzelgesprächen was man besser machen kann und einem „WELL DONE“ verlässt uns John wieder - der YACHTMASTER OFFSHORE ist geschafft!

 

 

Das Team

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Olaf Weiß

meerflair Gründer
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Doris Weiß

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